Im Webergut Zollikofen wird bis 2027 ein ehemaliges Bürogebäude in einen lebendigen Wohn-, Arbeits- und Lernort verwandelt. In diesem Kontext entstand die Idee des Lerndorfs Zollikofen. Ziel ist, Lernen als gesellschaftlich verbindende Kraft zu stärken, neue Beziehungen entstehen zu lassen und die Idee langfristig in Zollikofen zu verankern. Die Idee des Lerndorfs soll andere Orte inspirieren: Aus einem lokalen Projekt soll ein übertragbares Modell für Verbundenheit und soziale Innovation durch gemeinsames Lernen wachsen.
Das Lerndorf Zollikofen ist ein partizipativer Prozess, der zeigt: Lernen geschieht mitten im Alltag und verbindet Menschen in ganz Zollikofen über Generationen und Lebensrealitäten hinweg. Der persönliche Lernschatz wird zur Ressource für andere. In vier aufeinander aufbauenden Phasen entsteht aus ersten Prototypen wie dem „Lern-Speed-Dating“ oder dem „Tag der Lernnachbarschaft“ eine wachsende Lernkultur: niedrigschwellig, gemeinschaftlich und lokal verankert. Eine “Lernlandkarte” macht informelles Lernen sichtbar, lädt zur Beteiligung ein und fördert das Vertrauen in eigene Fähigkeiten.
Beschreibt euer Team in drei Worten.
Offen, vernetzt, zukunftsfreudig.
Was ist euer Lebensmotto?
Lernen verbindet. Menschen. Orte. Leben.
Welche Veränderung möchtet ihr mit eurer Idee in der Gesellschaft bewirken?
Wir möchten zeigen, wie aus einer anonymen Nachbarschaft eine lebendige Gemeinschaft werden kann – durch gemeinsames Lernen im Alltag. Denn jede dritte Person in der Schweiz fühlt sich gemäss Studien einsam, selbst mitten unter anderen. Gemeinsames Lernen stärkt die Gemeinschaft.
Was ist das Besondere an eurer Idee?
Unsere Idee erkennt an, dass alle Menschen etwas wissen, können und weitergeben können – unabhängig von Alter, Herkunft und Bildungsweg. Wir glauben an das Potenzial unserer Nachbarschaft und schaffen Gelegenheiten, in denen dieses alltägliche, oft übersehene Wissen geteilt wird: freiwillig, auf Augenhöhe, mit Freude.
Angenommen, ihr könntet auf einen Knopf drücken: Was würdet ihr sofort umsetzen, um den Gemeinsinn zu stärken?
Wir würden auf den Knopf drücken, damit Menschen aus ihren Wohnungen, Häusern – und inneren Verstecken – heraustreten. Damit sie spüren, dass sie etwas Wertvolles beizutragen haben. Dass sie nicht allein sind, sondern Teil einer Gemeinschaft, die durch gemeinsames Lernen lebendig wird. Und damit sie entdecken, was möglich wird, wenn viele einzelne Fähigkeiten zusammenwirken – und aus dem Ich ein Wir wächst.
Was hält die Gesellschaft, eurer Meinung nach, im Innersten zusammen?
Ein „Wir“, das trägt – weil Menschen einander zuhören, voneinander lernen und gemeinsam gestalten. Menschen brauchen Sinn in dem, was sie tun, und die Erfahrung, dass ihr Beitrag zählt. Dieses Gefühl von Selbstwirksamkeit entsteht nicht im Abseits, sondern in der Verbundenheit mit anderen.
Was macht einen Ort für euch zu einem guten Ort für Gemeinschaft?
Wenn Menschen an diesem Ort mehr sind als Passantinnen oder Konsumenten – wenn sie Teil eines lebendigen Ganzen sind. Gelebte Gemeinschaft entsteht, wo man mitgestalten darf, wo Vielfalt sichtbar und willkommen ist – und wo Räume nicht fertig sind, sondern wachsen dürfen.
Welche Idee oder Erfahrung hat eure Sicht auf Gemeinschaft nachhaltig verändert?
Die Erfahrung, dass Gemeinschaft nicht entsteht, weil jemand sie „organisiert“, sondern weil Menschen selbst ins Tun kommen. Im Urbanen Dorf Webergut erleben wir genau das: Gemeinschaft als etwas, das wächst, wenn wir Fragen aus dem Leben stellen, gemeinsam Ideen entwickeln, Verantwortung teilen, experimentieren – und auch scheitern dürfen.
Welcher Gedanke gibt euch Hoffnung in herausfordernden gesellschaftlichen Zeiten?
Es macht uns Hoffnung zu sehen, wie viel Wissen, Kreativität und Gestaltungswille in unseren Nachbarschaften schlummern – und wie viel möglich wird, wenn Menschen sich verbinden.
Welche Person aus dem echten Leben ist für euch ein Vorbild – und warum?
Uns inspirieren die vielen Alltagsheldinnen und -helden, die oft unbeachtet wirken – aber so viel bewegen: Die Nachbarin, die einen Garten mit anderen teilt. Der Jugendliche, der anderen hilft, ihr Handy zu verstehen. Der Handwerker, der sein Wissen weitergibt.
Wo seht ihr euch und eure Idee in zehn Jahren?
Unsere Idee wächst mit den Menschen, die sie mittragen. In zehn Jahren wird sie nicht nur das Urbane Dorf Webergut in Zollikofen prägen, sondern auch andere Nachbarschaften inspirieren.
Was bedeutet für euch als Team «Glück» – hat das mit anderen zu tun?
Für uns bedeutet Glück, verbunden zu sein – mit uns selbst, mit anderen und mit dem, was Sinn stiftet. Und ja, unser Glück hat ganz viel mit anderen zu tun. Es wächst, wenn wir Teil von etwas Grösserem sind – nicht durch Leistung, sondern durch Beziehung, Vertrauen und das Gefühl: Ich bin willkommen. Ich werde gebraucht. Ich kann etwas beitragen.