WünschBar

Ideenbeschrieb

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist wie ein Muskel, findet das Team hinter der Idee «WünschBar». Wird er nicht benutzt, wird er schwach. Was aber Hoffnung gibt: Er lässt sich jederzeit stärken. Als Zusammenschluss engagierter Menschen aus sozialen Bewegungen, Kirche und Hochschule möchten die Ideengebenden mit Herz und Humor den sozialen Muskel trainieren und so gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Ihr Quartierformat «WünschBar» vereint bedingungsloses Wünschen und Schenken mit Musik, Show, Essen und Trinken. Wie eine ausgelassene Hochzeit oder eine lustige Spielshow. Im Mittelpunkt stehen zwei Fragen: (1) “Was wünschst du dir?” (2) “Was willst du geben?” Singen, Steuerhilfe, Spiele, Kochrezepte, Kontakte, Kinderbetreuung? Vieles kann – nichts muss. Die «WünschBar» ermöglicht neue Begegnungen, fördert das Verständnis für unterschiedliche Lebensrealitäten und schafft Momente der Hoffnung, Inspiration und konkreten Unterstützung. Damit die Menschen in zunehmend unsicheren Zeiten im Austausch bleiben und den kommenden Herausforderungen entgegenwachsen. 

12 Frage an Cindy Baumann (CB), Hannah Elias (HE) und Björn Müller (BM)

Beschreibt euch in drei Worten.
CB: neugierig, offen, lösungsorientiert.
HE: aktiv, offen, vernetzend.
BM: staunen, weiterdenken, machen.

Was ist euer Lebensmotto?
CB: Ein festes Lebensmotto habe ich nicht. Wenn «ständiger Wandel» als Motto zählt, dann vielleicht dieses.
BM: Das Leben ist ein grosses Geheimnis – unergründlich, und doch kann es er- und gelebt werden.

Welche Veränderung möchtet ihr mit eurer Idee in der Gesellschaft bewirken?
HE: Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammen und in Austausch bringen.
BM: Bei den Menschen die Erkenntnis verankern, dass Zusammenhalt nicht das Gegenteil von Freiheit bedeutet, sondern diese erst ermöglicht.

Was ist das Besondere an eurer Idee?
BM: Die Einfachheit und der Geist der Grosszügigkeit, der für zwei Stunden spürbar machen kann, dass man die Ressource einer lebendigen Nachbarschaft nicht kaufen, sondern durch kleine Akte der Solidarität und des Teilens wachsen lassen kann.

Angenommen, ihr könntet auf einen Knopf drücken: Was würdet ihr ab sofort umsetzen, um den Gemeinsinn zu stärken?
CB: Räume und Orte schaffen, in denen echte Begegnung möglich ist – mit Zeit zum Zuhören, mit Respekt für Unterschiedlichkeit und mit dem Mut, sich verletzlich zu zeigen.
HE: Dass Menschen Kritik und Fehler nicht immer persönlich nehmen, sondern diese auf gesellschaftlicher Ebene reflektieren und dann bei sich selbst verändern können.
BM: Die Lohnarbeit auf maximal 75% begrenzen und Menschen die Möglichkeit geben, sich im eigenen Umfeld und in der Gesellschaft fürsorglich und unternehmerisch einzubringen.

Was hält die Gesellschaft, deiner Meinung nach, im Innersten zusammen?
BM: Gesellschaften und ihre Art des Zusammenhalts verstehe ich als Antworten auf die beiden Hauptmotive des Menschseins: Die Suche nach Sinn und Schönheit (in einem sehr umfassenden Sinn) einerseits und der Umgang mit der Verletzlichkeit des Lebens und dem Tod andererseits. Für beides sind wir Menschen existentiell aufeinander angewiesen. Und die guten Beziehungen zu Menschen in unseren Nachbarschaften können im besten Fall beides leisten.
HE: Austausch und Reflexion über unser eigenes Handeln.
CB: Dass Menschen einander nicht egal sind.

Was macht einen Ort für euch zu einem guten Ort für Gemeinschaft? 
Gemeinsam: Ein Ort, der allen Menschen offensteht, mit dem sich alle identifizieren können, an dem man sich wohlfühlt. Ein Ort, an dem sowohl Ruhe und Rückzug als auch lebendiges, gemeinsames Handeln möglich sind. Ein Ort, der durch ermöglichende Strukturen und Prinzipien eine sich entwickelnde Gemeinschaft unterstützt, die Fairness und Chancengerechtigkeit fördert.

Welche Idee oder Erfahrung hat eure Sicht auf Gemeinschaft nachhaltig verändert?
CB: Trotz aller Unterschiede leben wir in meinem Freundeskreis ein echtes Miteinander, basierend auf gegenseitigem Verständnis. Durch diese Gemeinschaften erlebe ich, was es heisst, sich getragen zu fühlen – sie ermutigen mich, mehr zu wagen.
BM: Mein Aufwachsen als Pfarrerssohn im kirchlichen Umfeld. Die Erkenntnis, dass wir ein Spiegel unserer nächsten Beziehungen sind.

Welcher Gedanke gibt euch Hoffnung in herausfordernden gesellschaftlichen Zeiten? 
CB: Mir gibt Hoffnung, dass wir als Menschen sowohl zur Empathie als auch zum rationalen Denken fähig sind. Beides zusammen erlaubt uns, auch grosse gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
BM: Geschichte wiederholt sich nie. Wir wissen nicht, wie es kommt, im Schlechten, wie im Guten!

Welche Person aus dem echten Leben ist für dich ein Vorbild – und warum?
HE/CB: Alle Personen, die sich unermüdlich auf zivilgesellschaftlicher Ebene mit der Aktualität und Komplexität unserer Welt beschäftigen und sich nicht ins Private flüchten oder die Augen schliessen.
BM: Franz von Assisi inspiriert mich in seiner Radikalität und Ganzheitlichkeit. Er war ein Friedensstifter, hat sich für soziale Gerechtigkeit eingesetzt und ein einfaches Leben in Naturverbundenheit vorgelebt.

Wo seht ihr euch und eure Idee in 10 Jahren?
Gemeinsam: In 10 Jahren haben sich Quartiere vernetzt. Es geht nicht mehr darum, nur das eigene Private zu erleben, sondern eine soziale Beziehung zu Nachbarinnen und Nachbarn aufzubauen, um sich gegenseitig Halt und Kraft zu geben. Wir hoffen, dass andere Menschen unsere Ideen weitergetragen und weiterentwickelt haben.

Was ist für euch persönlich «Glück» – hat das mit anderen zu tun? 
HE/CB: Glück ist eine Sache des Zufalls. Manche Menschen haben mehr Glück im Leben als andere, je nachdem, in welche Familie man geboren werde. Glück hängt daher stark mit der historischen Weltordnung zusammen. 
BM: Glück hat für mich mit einer lebendigen Beziehung zum Leben zu tun; einer Beziehung, die spielerisch und staunend Anteil nimmt an der Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens.