Wieder ist es soweit: Überall stehen Kisten mit Kleidern, Spielen und Büchern gratis zum Mitnehmen am Strassenrand oder an der Bushaltestelle. «Ich stelle mir immer vor, wie toll es wäre, wenn dies ein Happening werden könnte wie beispielsweise in der Berner Altstadt», sagt Ideengeberin Esther Christen. An einem Tag im Frühling werden die Strassen in der Stadt Bern gesperrt. Die Menschen stellen Sachen aus, die sie nicht mehr brauchen, die aber zu gut sind, um sie wegzuwerfen. Die Nachbarinnen und Nachbarn flanieren durch die Strassen, finden neue Lieblingsstücke und lernen neue Leute kennen. Möglich wäre auch, dass jeden Samstag ein anderes Quartier seine Estriche und Keller «leert» und die Bewohnerinnen und Bewohner aus den anderen Stadtteilen begrüsst. Die Idee verfolgt einerseits einen ökologischen Gedanken, andererseits ermöglicht sie viele schöne Begegnungen, welche die Basis sind für einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Beschreibe dich in drei Worten.
Sehr schwierig. Hier ein Versuch: begeisterungsfähig, lösungsorientiert, offen.
Was ist dein Lebensmotto?
Ich habe kein Lebensmotto. Aber die Gedanken «sei mutig» und «sei dich selbst» finde ich enorm hilfreich.
Welche Veränderung möchtest du mit deiner Idee in der Gesellschaft bewirken?
Einen Beitrag leisten für mehr Miteinander im Alltag.
Was ist das Besondere an deiner Idee?
Sie ist einfach, nimmt aber Anliegen auf, die wohl viele Menschen teilen: Leute kennenlernen, Geben, Freude bereiten, Sorge tragen zur Umwelt.
Angenommen, du könntest auf einen Knopf drücken: Was würdest du ab sofort umsetzen, um den Gemeinsinn zu stärken?
Mehr Zeit und Gelegenheiten schaffen für den Austausch untereinander und für freiwilliges Engagement. Die Idee einer 4-Tage-Woche gefällt mir deshalb sehr gut.
Was hält die Gesellschaft, deiner Meinung nach, im Innersten zusammen?
Empathie ist sicher zentral.
Was macht einen Ort für dich zu einem guten Ort für Gemeinschaft?
Wenn er Austausch und Durchmischung fördert.
Welche Idee oder Erfahrung hat deine Sicht auf Gemeinschaft nachhaltig verändert?
Hmmm, nicht unbedingt auf Gemeinschaft, aber allgemein die Erkenntnis, ein Nein nicht zu akzeptieren, bevor ich nicht nachgefragt habe. Diese Haltung ermöglichte mir, mein Uni-Austauschjahr in zwei Ländern zu verbringen.
Welcher Gedanke gibt dir Hoffnung in herausfordernden gesellschaftlichen Zeiten?
Dass unangenehme Gefühle oft nur so lange Bestand haben, wie man sie kultiviert, ohne das Gespräch zu suchen.
Welche Person aus dem echten Leben ist für dich ein Vorbild – und warum?
Ich bewundere, wenn jemand den Mut hat, seine Träume zu verfolgen und dafür die Komfortzone zu verlassen.
Wo siehst du dich und deine Idee in 10 Jahren?
Es würde mich freuen, wenn «Vide Grenier» ein allgemein bekanntes Konzept wäre, dass vielerorts umgesetzt wird. Mein Leben wird wohl ziemlich anders sein als heute, da unsere drei Kinder dann erwachsen sind. Davor habe ich Respekt, aber es lässt auch Raum für Neues.
Was ist für dich persönlich «Glück» – hat das mit anderen zu tun?
Glück empfinde ich vor allem dann, wenn ich schöne Momente mit geliebten Menschen teilen kann.