«Heutzutage bewegen wir uns oft in der gleichen Bubble, vieles wird anonymer und viele Menschen sind einsam. Dies kann zu Spaltungen in der Gesellschaft führen», sagen Nicole Huwyler und Tania Brügger Marquez. Mit ihrem Talentmuseum wollen die Kommunikationsfachfrau und die Illustratorin Menschen miteinander verbinden und ihre verborgenen Talente sichtbar machen: die Flüchtlingsfrau, die ein Kunsthandwerk aus ihrer Heimat besonders gut beherrscht, das Kindergartenkind, das wunderschöne Mandalas entwirft, die Akademikerin, die aus Wildblumen Pflanzenfarben herstellt, der Senior, der abstrakte Scherenschnitte kreiert. Jeder und jede hat ein Talent, eine Begabung. Diese verborgenen Talente wollen die Ideengebenden in einem digitalen Museum (Webseite und Instagram) sichtbar machen. Mittels Medienarbeit und Flyern rufen sie dazu auf, ein Foto des Talents auf eine Whatsapp-Nummer zu schicken, und kuratieren daraus eine Ausstellung. Doch es soll nicht alles digital bleiben: Mit einer Vernissage und Themenabenden werden die Talente, die Menschen und deren Geschichten auch analog sichtbar gemacht und Begegnungen ermöglicht. Und jene, die das gerne möchten, können an diesen Abenden ihr Talent präsentieren oder auch Workshops anbieten.
Beschreibt euch in drei Worten.
NH: Reisefreudig, «Basteltante», ein Herz für soziale Themen.
TBM: Kreativ, gute Freundin, Passion für Farbe.
Was ist euer Lebensmotto?
NH: Lebenslang lernen, neugierig sein und sich immer wieder auf Unbekanntes einlassen.
TBM: In meiner Kunst – ich male und zeichne – sieht man, wo ich herkomme. Jede Zeichnung repräsentiert einen Teil von mir und meiner Geschichte und ich kann mich darin entfalten.
Welche Veränderung möchtet ihr mit eurer Idee in der Gesellschaft bewirken?
TBM: Wir möchten, dass die Menschen, die ihre verborgenen Talente im Talentmuseum ausstellen, sich gesehen fühlen, stolz sind und sich so als selbstwirksam wahrnehmen.
Was ist das Besondere an eurer Idee?
NH: Sie ist sehr niederschwellig, es können alle, die möchten, mitmachen. Zudem verbinden wir das digitale Sichtbarmachen mit analogen Begegnungen und Events.
Angenommen, ihr könntet auf einen Knopf drücken: Was würdet ihr ab sofort umsetzen, um den Gemeinsinn zu stärken?
Gemeinsam: Wir wünschen uns in jeder Stadt, in jedem Dorf einen «Ideen-Platz», wo Menschen zusammenkommen und gemeinsam im Kleinen neue Ideen verwirklichen können.
Was hält die Gesellschaft, eurer Meinung nach, im Innersten zusammen?
NH: Freundschaften, Kommunikation und Offenheit für andere Kulturen.
TBM: Empathie, mit offenen Augen durchs Leben gehen und andere Menschen wahrnehmen.
Was macht einen Ort für euch zu einem guten Ort für Gemeinschaft?
NH: Wenn er offen für alle ist und jeder und jede so sein kann, wie es für ihn/sie richtig ist.
Welche Idee oder Erfahrung hat eure Sicht auf Gemeinschaft nachhaltig verändert?
NH: Als Kind war ich in einer Jugendorganisation, Jungwacht & Blauring. Dort lernte ich, wie wirksam und inspirierend es ist, wenn man gemeinsam etwas gestalten kann.
TBM: Prägende Erfahrungen habe ich aus Ecuador, wo ich herkomme. Dort habe ich starken Zusammenhalt erlebt und gesehen, dass trotz wenigen Mitteln kreative Ideen entstehen, man sich gegenseitig hilft und so Lösungen findet.
Welcher Gedanke gibt euch Hoffnung in herausfordernden gesellschaftlichen Zeiten?
NH: Wenn ich sehe, dass Menschen sich im Kleinen engagieren.
TBM: Dass junge Menschen hilfsbereit sind, aktiv nach Lösungen suchen und sich für die Gesellschaft engagieren.
Welche Person aus dem echten Leben ist für dich ein Vorbild – und warum?
NH: Ich bewundere Ella Maillart, die Schweizer Reiseschriftstellerin, für ihre Unerschrockenheit und ihre würdevollen Reiseberichte.
TBM: Meine Mutter, sie war alleinerziehend, erlebte viele Schicksalsschläge, und obwohl wir es nicht immer einfach hatten, unterstütze sie mich und andere. Sie ist eine mutige, wunderbare, starke Frau, die ich sehr liebe.
Wo seht ihr eure Idee in 10 Jahren?
Gemeinsam: Wir wünschen uns, dass das Talentmuseum andere Gemeinden und Menschen inspiriert, mit eigenen Projekten verborgene Talente und die Menschen dahinter sichtbar zu machen.
Was ist für euch persönlich «Glück» – hat das mit anderen zu tun?
NH: Für Freundinnen und Freunde ein feines Znacht kochen und gemeinsam lachen.
TBM: Glück ist, Künstlerin und Illustratorin zu sein, so meine Leidenschaft zu leben und eine Verbindung zu zwei Welten zu haben: zu meinen Wurzeln in Ecuador, wo ich geboren bin, und zu meiner neuen Heimat, die Schweiz, wo ich seit 26 Jahren lebe – zusammen mit meiner Tochter und meinem Mann, die immer für mich da sind.